Mittwoch, 1. Juni 2005

Meine erste Kurzgeschichte

Das Wiedersehen

Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, an dem nur kleine, silbrig glänzende Schleier hingen. Es wehte ein laues Lüftchen, gerade stark genug, um auf dem Meer kleine Wellen zu formen, die am Strand ein leises beruhigendes Plätschern verursachten. Ich ging durch die Baumgruppe, doni am stranddie noch kühlen Schatten spendete, auf den menschenleeren Strand zu, innerlich schon voller Vorfreude auf die Stille, mein Buch und die Wärme, die sich gleich um mich legen würde.
Als ich das perfekte Plätzchen, direkt neben einem kleinen Felsen am Wasser, ausgesucht hatte, rollte ich mein Handtuch aus und legte es auf den heißen Sand, lauschte den Vögeln und dem Rauschen der Blätterkronen hinter mir, und machte es mir bequem. Meinen Roman in der Hand, die verspiegelte und nagelneue Sonnenbrille auf der Nase, fing ich an zu lesen. Völlig vertieft in die Geschichte, hätte ich fast nicht bemerkt, dass sich ein Schatten über mein Buch legte, und das Vogelgezwitscher plötzlich von einem Hecheln und Schmatzen begleitet wurde. Als ich meinen Kopf drehte, um meiner Neugier nach der Ursache des Schattens und dieses merkwürdigen Geräusches zu befriedigen, blickte ich in ein breites Grinsen, das nur von einer einzigen Person kommen konnte. Ich konnte es nicht fassen, da stand sie einfach so vor mir, meine ehemalige Schulfreundin. Sie war vor einiger Zeit wegen der Versetzung ihres Mannes weggezogen, und seit dem hatte ich nur noch telefonischen Kontakt zu ihr. Und nun wusste ich auch, wo ich das Hecheln und Schmatzen einzuordnen hatte. Ich drehte meinen Kopf ein Stück weiter, und sah eine überdimensionale, schwarze, feuchtglänzende Nase, hundenaseund konnte kaum was sagen, da hatte ich auch schon einen nassen Streifen Hundesabber quer im Gesicht. Auch „Stina“, der Hund meiner Freundin, schien sich über das Wiedersehen zu freuen. Um nicht noch weiteren Zungenattacken ausgeliefert zu sein, stand ich so schnell wie möglich auf, drückte meine Freundin ganz doll, und es dauerte keine zwei Sekunden, da ging das Geschnatter los. „Wie geht es Dir, was hast Du gemacht, was machst Du hier“ waren die ersten Fragen, die aus uns raussprudelten. Ich merkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Wir waren bei alten Geschichten aus der Schulzeit angekommen, als ich schmerzlich feststellen musste, dass es einem gar nicht gefiel, nur auf der Stelle zu stehen. „Stina“ machte sich bemerkbar, in dem sie mir zärtlich in die Wade kniff, und um es mir mit dem Hund nicht zu verderben, verabschiedeten wir uns voneinander und verabredeten uns für den nächsten Tag zu einem ausgiebigen Kaffeeklatsch in der Stadt...

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torben - 1. Jun, 16:50

das alles

hast Du in der kurzen Zeit aufschreiben können? wow!

chaoskatrin - 1. Jun, 19:01

Ich war eine von denen, die nicht fertig geworden ist, also alles ab Hundesabber kam noch nachträglich dazu
dittrich_m - 1. Jun, 22:30

Ist ja Wahnsinn,

was Dir da alles in dieser kurzen Zeit durch den Kopf gegangen ist. Interessant finde ich an der Geschichte, dass man meint das Tempo zu spüren, mit dem Du sie geschrieben hast.
Ist das nun, weil Dir Dein Unterbewußtsein schneller diktiert hat als Du schreiben konntest? ;-)

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