Donnerstag, 19. Mai 2005

Kapitel 4 -Viele Journalisten hauen mit-

Eigentlich sollte man meinen, Journalisten seien dazu da, den mutmaßlichen Lügen von Politikern mit Argwohn, Scharfblick und Stehvermögen entgegenzutreten. Aber oft machen sie durch ihre Wortwahl das genaue Gegenteil. So sagt z.B. Politiker XY: “Noch nie war meine Partei so geschlossen.“ Natürlich ist das eine Notlüge, was soll er auch sagen? Und was schreibt der Journalist? “Nach Ansicht des Politikers XY war seine Partei noch nie so geschlossen.“, oder „XY ist überzeugt….“ Der Leser glaubt nun, die Ansicht des Politikers zu kennen, man kauft es ihm als „Überzeugung“ ab. Solche Formulierungen sind tückisch und Journalisten machen sich fahrlässig zu Komplizen lügender Politiker. Ich gebe zu bedenken, dass dieses Zitate aus dem Buch sind, und nicht ganz meine Meinung widerspiegeln, aber wie auch immer.
Gefährlich sind auch Worte wie: droht, knapp und nur. Man findet sie in fast jedem Artikel, aber was meinen diese Worte? „In der Metallindustrie droht ein Streik.“ Ein Streik kann nicht drohen. Der Arbeitnehmer droht dem Arbeitgeber, oder? „An dem Warnstreik haben sich knapp 100 000 Arbeiter beteiligt.“ Was ist hier gemeint? Soll die Knappheit betont werden, ein Mangel sozusagen - nicht mal 100 000? „Für die Neutronenbombe sprachen sich nur 30 Prozent der Befragten aus.“ Ich soll also denken, dass 30 Prozent wenig sind, aber vielleicht finde ich es viel? Journalisten manipulieren, statt Manipulation anderer für die Leser aufzudecken.

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