Deutsch fuer Profis

Donnerstag, 18. August 2005

Deutsch für Profis -Reflektion-

Ich habe die inhaltliche Zusammenfassung des Buches "Deutsch für Profis" mit dem 30. Kapitel beendet, denn die nachfolgenden Kapitel enthalten Hilfestellungen und Formulierungen, die man als Nachschlagewerk ruhig zu Hause haben sollte.
Im Großen und Ganzen ist das Buch eine leichte Lektüre mit wertvollen Tips und Tricks, humorvoll geschrieben, mit lustigen Beispielen der Fehlgriffe einiger Journalisten, wenn auch auf den Fehlgriffen einer ganz bestimmten Zeitschrift arg herumgeritten wurde. Dennoch möchte ich es nicht zu weit in den Himmel loben, denn auch dem Autor ist hin und wieder der Griff ins Klo geglückt. Oftmals waren die Sätze unglaublich lang, was mich aber mehr gestört hat ist die Tatsache, dass auch Herr Schneider wild mit Fremworten um sich schmeißt. Ich habe daher bei der Wiedergabe darauf geachtet, diese nur aufzunehmen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, dann jedoch stets die Übersetzung mitgeliefert. Ich gebe zu, ich mußte diverse Vokabeln im Lexikon nachschlagen, und das schöne Wort "prätentiös" sogar im Internet. Na ja, ich sollte meinen Wortschatz vielleicht ein wenig erweitern, wenn ich auch auf einige Vokabeln gut und gerne verzichten kann ;-)
Aber nichts desto trotz empfehle ich den Kauf, denn 8 Euro sind nicht zu viel Geld für dieses Buch, und ich konnte nur einen kleinen Einblick über den Inhalt liefern, wobei ich hoffe, dass ich die interessantesten und auch lustigsten Themen herausgesucht habe.
An alle noch mal die Bitte: Lest euch die Zusammenfassung mal durch, nicht nur, damit ich nicht umsonst die Zusammenfassung gemacht habe, sondern auch, weil ihr des öfteren schmunzeln und wie ich bewußter lesen und Nachrichten hören werdet.

Kapitel 30 -Volkes Maul ist nicht genug-

„Die Sprache ist Gemeineigentum. Alles gehört allen, alle baden darin, alle saufen es, und alle geben es von sich.“ (Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache)
Wer es wagt als Ratgeber für korrektes Deutsch aufzutreten, der wird von drei Einwänden überfallen. Erstens, dass es sich um ein uferloses Thema handelt, zweitens, dass Profis das am besten wüssten, drittens, dass es altmodisch sei, korrekten Sprachgebrauch, grammatische Normen und die Rechtschreibung nach Dudenmanier allzu wichtig zu nehmen.
Ein uferloses Thema: ja. Aber ob es altmodisch sei, darüber sollte man keine zu rasche Meinung haben. Es war schon immer so, dass nicht der Volksmund die Feinheiten oder Verfeinerungen der Grammatik hochhielt, sondern die Dichter, Mönche und Lehrer taten dies. Warum sollten nun die Dichter und Lehrer vor der uralten Faulheit des Volkes kapitulieren? (Bloß weil die Mönche fehlen?) Umso wichtiger ist es, dass die Journalisten erkennen, dass sie nicht nur auf gutes Deutsch zu achten haben, sondern dass sie ihre Vorbildrolle annehmen.
Gerade bei der Deklination nehmen viele Journalisten die Hürde des Genitivs und des Dativs nicht. So liest man immer wieder Überschriften wie:
- Verkehrstod Kampf angesagt
- Hüttendorf Erdboden gleichgemacht
- Mutter gleitet Baby aus dem Arm
Mutter gleitet Baby aus dem Arm – die Mutter dem Baby oder der Mutter das Baby?

Ein schöner Satz in diesem Kapitel, dem ich beipflichten möchte, ist: „Die Meister dürfen die Formen zerbrechen. Gesellen tun gut daran, sie zu wahren, und Lehrlinge sollten sie lernen.“ (Rudolf Walter Leonhardt, Die Zeit) Da ich anstrebe, Lehrerin zu werden, ist es meine Aufgabe, sorge zu tragen, dass die Jugend von heute gutes, verständliches Deutsch lernt, auch wenn es im Mathe- oder Physikunterricht ist ;-)

Kapitel 29 -Einfangen und Weichen stellen-

„An einem Juni-Morgen des Jahres 1872 erschlug ich meinen Vater – eine Tat, die damals tiefen Eindruck auf mich machte.“ (Ambrose Bierce, An Imperfect Conflagration)
Bei diesem Satz ist der Leser gefesselt – der Autor auch, auf seine Weise.
In diesem Kapitel sind viele Zitate als Beispiel dafür, wie man „Einfangen und Weichen stellen“ kann.
- Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus.
- Ich bin ein kranker Mensch … bin ein boshafter Mensch … bin ein abstoßender Mensch.
- Er hat acht Kinder in die Welt gesetzt und alles getan, um sie wieder abflatschern zu sehen.
- Nur die Nutten blicken nüchtern; wahrscheinlich sind sie konservativ.
- Liegt es an mir, wenn mich ein Gefrierfach voll abgehackter Geschlechtsteile nicht amüsiert?

Kapitel 28 -Nützen und ergötzen-

Wie ist im Idealfall ein interessanter Text beschaffen?
1. Der Text teilt etwas Neues und mich Interessierendes mit; oder findet zu einem altbekannten Thema einen überraschenden Aspekt.
2. Der Text teilt es mir auf kurzweilige Weise mit, nicht gleichbedeutend mit Kabarett oder mangelnder Gründlichkeit, sondern frei von Langeweile.
3. Der interessante Text ist ein anschaulicher Text, prall von Sinneseindrücken, von Menschen und von Beispielen.
4. Der Text beschreibt keinen Zustand, sondern einen Vorgang, nicht das Sein, sondern das Werden.
5. Im Idealfall mündet der Text in einer Aussage, die so eindeutig ist, dass sie sich in einem Satz erzählen lässt, und zugleich so faszinierend ist, dass es den Leser drängt, diesen Satz weiterzugeben.
Auf eine beispielhafte Ausführung der einzelnen Punkte verzichte ich hier, denn das würde den Rahmen sprengen.

Kapitel 27 -Rhythmus ohne Verse-

Irgendeinen Rhythmus – eine Abfolge von Hebungen und Senkungen, Längen und Kürzen – hat jeder Text. So hört sich: „Dies ist ein Fall, der ganz klar zu seien scheint.“ nicht so gut an, wie: „ Dieser Fall scheint klar zu sein.“ Er ist kürzer und rhythmischer. Rhythmus entsteht durch den Wechsel von langen und kurzen, betonten und unbetonten Silben. Wie groß oder klein die Rolle ist, die einer dem rhythmischen Wohlklang einräumen will: Anstreben sollte keiner, dass sich, in Kafkas Formulierung, „ein Satz am anderen reibt, wie die Zunge an einem hohlen Zahn“.

Kapitel 26 -Farben und Bilder-

Hier eine Kritik an den Autor, der meiner Meinung nach wenig verständlich diesen Satz formuliert hat. Zitat: „Leider eignet sich das gute Deutsch ungleich weniger als das verständliche dazu, in Faustregeln gefasst zu werden; jedenfalls dort, wo gut und verständlich sich trennen.“ Ich für meinen Teil musste ihn zweimal lesen, bis ich wusste was hier gemeint ist, aber vielleicht bin ich ja auch nur noch nicht richtig wach ;-)
„Übersetzt“ heißt das soviel wie: Leider lassen sich gutes und verständliches Deutsch kaum zu Faustregeln zusammenfassen, vor allem dort, wo gut und verständlich sich trennen.
Annäherungsweise können wir die Verbindung herstellen, wenn wir bildhaft Wörter und aktive Verben verwenden und Blähungen, Schwulst und Klemmkonstruktionen meiden. Wichtig ist auch die Abwechslung im Satzbau, weil ohne sie die Leser ermüden würden. Und ein großer Wortschatz heißt nicht, dass wir altväterliche und prätentiöse (anmaßende, anspruchsvolle) Vokabeln aus der Mottenkiste kramen sollten, den Aar und den Odem, das Haupt und die Gazette können in der Kiste bleiben.
Bildersprache hingegen ist erwünscht, allerdings sollte man „Haushohe Wellen“ in „Wellen hoch wie Häuser“ umwandeln, denn es ist interessanter und mehrt die Verständnistiefe. Vorsicht geboten ist bei Metaphern, denn es bringt journalistisch nichts, für ein Kamel „das Wüstenschiff“ zu sagen. Wer Sprechblumen zum blühen bringen will, der sollte Dichter, nicht Journalist sein.

Mittwoch, 17. August 2005

Kapitel 25 -Die leidigen Ziffern-

Die grobe Setzregel lautet: „elf, zwölf, 13“.
Aber für die Schwankenden folgendes:
Die Ziffer ist das Zahlzeichen, z.B. 13, 44, 131.
Die Nummer ist die Kennzahl, z.B. Hausnummer, Telefonnummer oder Losnummer.
Die Zahl ist ein Mittel zur Bezeichnung einer Menge in Ziffern oder Buchstaben.
Die grobe Faustregel wird ersetzt durch:
1. Was verglichen werden soll wird gleich geschrieben, durchweg in Ziffern oder in Buchstaben. Weißt man auf Seite 8 in diesem Buch hin, dann schreibt man die Ziffer, denn die steht auch unten auf der Seite.
2. Was nicht verglichen werden soll, wird ungleich geschrieben. Zehn Briefmarken zu 50 und zwanzig zu 10.
3. Was nicht exakt gemeint ist, sollte nicht in Ziffern geschrieben werden, denn die Ziffer ist das Symbol der Exaktheit.

Dienstag, 16. August 2005

Wann darf man kuppeln, wann soll man kuppeln, wann kann gekuppelt werden?

Laut Duden darf nicht gekuppelt werden, wenn eine Zusammensetzung von Zahlen vorliegt : 8fach, 100stel; dies gelt jedoch nicht für drei- und mehrgliedrige Zusammensetzungen wie: 10-Cent-Marke, 400-m-Lauf.
Laut Duden soll gekuppelt werden, wenn Zusammenschreibung zu missverständlich wäre wie: Streikende, Streik-Ende und Druckerzeugnis, Druck-Erzeugnis oder Drucker-Zeugnis
Laut Duden gilt für alle anderen: „Man schreibe im allgemeinen zusammen.“
Und da kommt dann so was raus:
Eliteuniversität und Urinsekt oder Austastimpuls und Europaargumente
Unschön ist es auch, wenn wegen dem Zeilenumbruch die Silbentrennung erzwungen wird, das sieht dann unter Umständen so aus:
Elektro- nikriese
Grabbe- pflanzung
Hyper- belähnlich
Konsument- scheidung
Randepi- soden
Selbsthilfeini- tiativen
Faustregel: Lesbarkeit ist der oberste Wert!

Kapitel 24 -Die verschenkte Interpunktion-

Der gescheite Umgang mit der Zeichensetzung gehört zu den wichtigsten Elementen der Verständlichkeit. Sparsam umgehen sollte man mit:
- dem Ausrufungszeichen
- den drei Punkten am Satzschluss
- dem Doppelpunkt nach „Spiegel-Manier“
- der Klammer, die meist Nachteile eines Zwischensatzes hat
- der Parenthese, der auch den Nachteil des Zwischensatzes hat
Parenthese: Den Gedankenablauf eines Satzes unterbrechender Redeteil, auch die seiner Kennzeichnung dienender Satzzeichen z.B. Klammern oder Gedankenstriche; Quelle: dtv Lexikon
Erfreuliche Satzzeichen sind:
- einfacher Gedankenstrich, der z.B. eine Zäsur innerhalb eines Satzes anschaulich macht
- der Doppelpunkt zum einleiten der direkten Rede
- der Doppelpunkt als Scharnier zum entschachteln von Schachtelsätzen
- der Doppelpunkt zum signalisieren, dass der zweite Satz eine Begründung des Ersten ist
- das Fragezeichen bei direkter und indirekter Rede und bei rhetorischen Fragen
- das Semikolon, das Verbindung zwischen Aussagen knüpft.

Kapitel 23 -Statt des Knäuels die Tabelle-

Eine Aussage, die so formuliert ist, dass sie optimal von demjenigen aufgenommen werden kann, für den sie bestimmt ist, ist
- vollständig
- mit dem geringsten Risiko des Missverständnisses
- mit möglichst niedrigem Reibungsverlust
- mit möglichst großer Verständnistiefe
- mit möglichst geringer Mühe.
Das ist ein Beispiel für tabellarische Gliederung, die sich besonders dann anbietet, wenn es gilt, ein Knäuel aus Aspekten oder Argumenten zu entknoten.
Sollen für eine Sache drei Gründe aufgeführt werden, kann man dies mit: „nicht nur - sondern auch – und überdies“ oder „sowohl die - als auch der - wie auch das“ machen. Man kann aber stattdessen auch die Form der Tabelle wählen mit: „1., 2., 3.“ Allerdings ist darauf zu achten, das man dies nicht übertreibt, denn der Anblick von vielen Ziffern und Tabellen wirkt auf viele Menschen abstoßend.

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Zuletzt aktualisiert: 20. Dez, 18:08

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