Freitag, 22. Juli 2005

Kapitel 16 -Gegen den Schachtelsatz: Scheinwerfer auf!-

Wir drückt man nun seine Gedanken so aus, dass jeder sie versteht? Wir machen klugen Gebrauch von den Nebensätzen, und im Hauptsatz platzieren wir die Wörter nach schlichter Vernunft. Einfacher gesagt als getan, denn schon die deutsche Grammatik macht uns einen Strich durch die Rechnung. „Peter hat seinem Vater im Garten geholfen.“: hat und geholfen umklammern das Objekt, Objekt und Umgebungsangabe reißen das Verb in zwei Stücke, und schleudern es an die entgegengesetzten Enden des Satzes. In allen westeuropäischen Sprachen heißt es: Peter hat geholfen (wem?) seinem Vater (wo?) im Garten. Risiko Nummer eins ist, wir verstehen den Satz auf halbem Weg falsch, Risiko Nummer zwei, wir verstehen überhaupt nicht, bis wir durch das letzte Wort erfahren, was wir hätten verstehen sollen. „Die Kinder schlugen ihren Mitschüler“ (typisch!) „zum Klassensprecher vor“ (ach so!). Was kann man tun, um dieser Tücke des deutschen Syntax zu entrinnen?
1. Aus einem Zwischensatz wird ein angehängter Nebensatz.
2. Längere Umstandsangaben nimmt man aus dem Mittelfeld raus, und trägt sie nach, verbunden durch: und zwar, nämlich, das heißt…. Beispiel: Nicht: „Vance will in Israel und anschließend in Ägypten, Libanon, Jordanien, Saudi Arabien und Syrien Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme der Friedenskonferenz von Genf erkunden.“ Sondern: „Vance will Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme der Friedenskonferenz von Genf erkunden, (und zwar) zunächst in Israel, anschließend Ägypten,…“
3. Durch das einschieben des Verbs gleich hinter der ersten Aufzählung: „Bei extremer Kälte soll zunächst die Warmwasserversorgung in den Wohnungen Abgestellt werden, ferner die Heizung in Behörden,…“
4. Das Verb vor die Präposition oder Umstandsangabe ziehen: „Morgen soll ich meinen Dienst antreten in diesem Hause.“ (Thomas Mann)
5. Durch Zerschlagung eines Satzes, mit einem Doppelpunkt als Scharnier: „Bei extremer Kälte sollen zunächst abgestellt werden: die Heizung der Behörden, Kulturzentren,…“
6. Subjekt vor Objekt. Es ist töricht, das Subjekt in Appositionen zu ersäufen, die erst vom Subjekt her verständlich werden: „Mäßige bis frische, an der Küste stellenweise böig auffrischend, von West auf Nordwest drehende, später umlaufende Winde:“

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