Donnerstag, 11. August 2005

Kapitel 19 -Wo verständliches und gutes Deutsch sich trennen-

Nun kommen wir an den Punkt, an dem sich Verständlichkeit und gutes Deutsch trennen, teils ohne Beziehung, teils in Feindschaft zueinander.
Da ist zum einen die Ironie, die Jean Paul als „verdrießlichen Lippenkrebs“ bezeichnete und die Einführung von „Ironiezeichen“ vorschlug, damit jeder wissen, dass das Gegenteil gemeint sei. Faustregel: Die Zahl der Leser oder Hörer, die Ironie mögen oder auch nur erkennen, ist immer kleiner, als Journalisten möchten.
Zum anderen ist da das Sprachklischee, die stets präsente, tausendfach benutzte Floskel, wie bettelarm, bitterkalt, stinkfaul, goldrichtig, steinreich, stockfinster oder splitternackt.
Und doch kann Feindschaft in Freundschaft übergehen. Zur Verständnisfähigkeit des Lesers muss seine Verständnisbereitschaft kommen, zur Transparenz des Textes eine Attraktivität. Falls nicht der pure Inhalt faszinierend ist, muss interessante Sprache motivieren, dem Text treu zu bleiben. So gehen z.B. Sprichwörter glatt ins Ohr und ebenso rasch wieder hinaus, meist nur halb verstanden. „Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.“ wird von Halbwüchsigen eher verstanden, wenn man es umdreht in „Hüten wir uns, mit dem Bad das Kind auszuschütten.“ Man muss also für tieferes Verständnis sorgen. Christoph Schwarze unterscheidet vier Stufen der Verständnistiefe:
1. Der Leser/Hörer erkennt ein Wort wieder und kann es wiederholen.
2. Der Leser kann den gemeinten Gegenstand einordnen (wenn auch nicht zwingend erklären)
3. Der Leser kann den gemeinten Gegenstand erklären.
4. Der Leser kann begründen, in Kausalzusammenhänge stellen.

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